Kaum eine europäische Metropole blickt auf eine so wechselvolle Geschichte zurück wie das heute ukrainische Lwiw. Einst hieß die Stadt offiziell Lemberg – ein Name, der im Deutschen immer noch gebräuchlich ist. Prächtige Renaissancehäuser bezeugen Glanz und Gloria der Jahrhunderte unter polnischer Herrschaft. In der Habsburger Zeit entstanden Prachtbauten wie das Opernhaus und der Bahnhof. Noch heute pflegt man in Lwiw eine genussfreudige Wiener Kaffeehaus-Kultur. Für Joseph Roth war die kosmopolitische Stadt mit ihren polnischen, ukrainischen und jüdischen Bewohnern in den 1920 er Jahren ein „bunter Fleck im Osten Europas“, während sein Schriftstellerkollege Alfred Döblin die Augen nicht vor dem unversöhnlichen Hass zwischen Polen und Ukrainern verschloss. Der Zweite Weltkrieg, die Vernichtung der Juden im Holocaust und die Vertreibung der polnischen Bevölkerung durch die sowjetischen Besatzer trieben Lwiw die einstige Buntheit aus. Doch in der Literatur ist das reiche vielsprachige Erbe dieser „Stadt der verwischten Grenzen“ (Joseph Roth) glanzvoll und schmerzlich aufgehoben.
Autorin Brigitte van Kann begibt sich auf eine literarische Spurensuche: Vortrag mit Bildprojektion, literarische Lesung: Sonja Szylowicki, Schauspielerin