Familieninterview Malin

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Familieninterview Malin

Das Interview hat Anne Schuhmacher im Oktober 2021 geführt.

Anne: Malin, schön dass du dabei bist! Wir starten mal mit ein paar Steckbrief-Fragen. Aus wie vielen Personen besteht deine Familie, wie viele Erwachsene, wie viele Kinder?

Malin: Ich bin Malin und habe zwei Kinder. Der Große ist jetzt knapp zweieinhalb und der Kleine ist zwei Monate alt. 

A: Ganz klein noch. Welche Sprache sprecht ihr in eurer Familie?

M: Wir sprechen Deutsch zuhause. Ausschließlich. 

A: Und wie wohnt ihr? Wohnung, Haus?

M: Wir wohnen in einer Wohnung, in der ich auch schon früher gewohnt habe. Die gehört meinem Opa. Deswegen haben wir eine sehr günstige Miete, was für uns ein riesiger Gewinn ist. Es ist aber schon relativ knapp, zweieinhalb Zimmer, 65qm. Also mit zwei Kindern geht es wahrscheinlich gerade noch so, aber auch nicht auf ewig.

A: Also sucht ihr perspektivisch etwas anderes?

M: Genau. Und wir sind auch noch so ein bisschen am Überlegen, ob wir doch nochmal weiter ins Grüne ziehen, oder etwas anderes suchen auf längere Sicht.

A: Raus aus der Großstadt wahrscheinlich!?

M: Genau. Also wir sind schon sehr gerne in der Großstadt, was die berufliche Perspektive angeht, weil wir beide in der internationalen Politik arbeiten. Aber die Frage ist immer, wie es sich vereinbaren lässt - mehr Platz, mehr Grün und trotzdem die beruflichen Chancen nicht zu verlieren.

A: Was genau macht ihr beide beruflich und was mögt ihr so an dem Job?

M: Ich bin selbstständige Gestalterin, also Grafikerin. Und arbeite in der Friedensarbeit, für eine Organisation, die in Myanmar sitzt, also in Südostasien. Mein Mann ist bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, hat dort gearbeitet und ist jetzt ein Jahr in Elternzeit.

A: Und was mögt ihr gerne an euern Berufen?

M: Mir gefällt auf jeden Fall die kreative Arbeit sehr gut. Da sehe ich mich schon. Dass ich die kreativen Möglichkeiten habe, den Spielraum habe. Das Internationale. Die Friedensarbeit reizt mich. Dass es da viele Möglichkeiten gibt und es immer herausfordernd ist.

A: Habt ihr Haustiere?

M: Nee, wir haben gar keine Haustiere. Wir haben auch ein hundescheues Kind. Wobei wir gerade dabei sind, ihn an die Hunde der Großeltern zu gewöhnen.

A: Und dein Großer geht in die Kita?

M: Genau, der Große geht seit einem Jahr jetzt in die Kita. In eine kleine Tagespflege mit zehn Kindern. Wir haben uns entschieden, dass er etwas ruhiger anfängt. Er ist schon mit anderthalb Jahren da rein gegangen. Erstmal eine relativ kleine Kita. Es gefällt ihm aber gut. Er nimmt viel mit. Die Kinder sind zwischen einem Jahr und sechs Jahren. Er könnte da auch bis zur Schule bleiben, aber da sind wir eigentlich auf dem Weg, dass wir in einem Jahr in eine größere Kita wechseln wollen.

A: Aber schön, zehn Kinder und dann ein bis sechs Jahre, ist ja sehr durchmischt dann!?

M: Genau, es ist sehr durchmischt. Andererseits hat es dann den Nachteil, dass es im Vorschulalter nur noch ein Kind gibt und nicht mehr so viel Austausch. Und generell freuen wir uns auch darauf, wenn nochmal mehr Input kommt. Und ich glaube so ganz zufrieden ist man eh nie.

A: Aber er fühlt sich wohl so bei der Durchmischung bei der Tagesmutter!?

M: Genau, er fühlt sich wohl. Und wir merken auch, dass es immer so ein Abschätzen, ein

Abwägen ist von, ja, wie kochen wir zuhause, wie kochen die dort. Wenn wir z.B. keine Möhren aus der Dose kochen und die dort Dosenmöhren kochen, ist das dann okay oder nicht. Oder wie oft gehen wir raus, wie oft gehen die raus. Das ist immer so ein kleines Spannungsfeld. Aber dem Kleinen geht es gut und das ist ja die Hauptsache.

A: Hat er dort auch Freunde?

M: Noch nicht so fest, dass der wirklich von einer Person, von einem Kind redet. Aber er nimmt die schon sehr als Komponente in seinem Leben wahr, als Bezugsrahmen.

A: Was würdest du sagen, wie hat sich eure Beziehung verändert seit dem ersten Kind und jetzt nochmal seit dem zweiten Kind, also eure Beziehung vor allem. Oder auch jetzt mit dem zweiten Kind eure Dreier-Familie?

M: Wir merken, dass sich eigentlich mit dem zweiten Kind kaum noch was verändert und man jetzt erst merkt, wie viel sich mit dem ersten Kind verändert hat. Man merkt schon, dass sich die Beziehung einfach ändert. Dass man natürlich nicht mehr so viel Zeit zu zweit füreinander hat. Aber es ist auf jeden Fall eine riesige Bereicherung. Ich habe auch mal gelesen, dass es einfach verschiedene Beziehungen gibt: zwischen den Eltern und die Eltern jeweils untereinander mit dem Kind. Und da merkt man schon, dass alle aufeinander ein bisschen aufpassen müssen und dann läuft das aber ganz gut.

 

A: Und der Große hat jetzt das Geschwisterchen auch gut angenommen?

M: Das war erstmal eine große Herausforderung für den Zweijährigen, jetzt ein Geschwisterkind zu bekommen. Und es hat auch am Anfang erstmal alles komplett durcheinandergewirbelt. Er hatte sehr viele Wutanfälle und Trotzanfälle. Dass wir aus dem Treppenhaus gar nicht in die Wohnung gekommen sind, weil alles eskaliert ist. Und er wollte auch nicht mehr in die Kita gehen am Anfang. Es war sehr, sehr schnell alles zu viel. Also am Anfang sehr, sehr schwierig.

Aber nach einem Monat ungefähr hatte er sich super arrangiert und hat jetzt gar nicht so Eifersuchtsanfälle, wie wir erwartet hätten. Er hatte eher viel mit sich selbst zu kämpfen und war mit sich selbst viel am Arbeiten. Wir haben auch gedacht, das ist wahrscheinlich auch das Herausforderndste, was es in seinem Leben je gegeben hat. Wahrscheinlich hat er auch das Gefühl „meine Eltern haben mich nicht mehr lieb“ oder hat den Eindruck, ein bisschen außen vor zu sein. Aber jetzt fügt es sich alles total gut zusammen.

A: Das ist schön. Und habt ihr in Berlin noch mehr Familie, habt ihr guten Kontakt und Unterstützung im Alltag durch die Familie? 

M: Also was wir schon auch gemerkt haben, dass wir uns jetzt mit zwei Kindern noch mal anders Hilfe suchen wollen und Hilfe suchen müssen. Wir haben die Eltern von meinem

Mann, die in Zehlendorf wohnen. Die Oma kommt ein Mal die Woche, jeden

Freitagnachmittag, vorbei und geht dann mit dem Großen auf den Spielplatz oder ist einfach nur hier und hilft uns. Und gerade auch in der ersten Zeit beim ersten Kind hat sie super viel geholfen, mal die Wäsche aufzuhängen oder mal zu saugen. Wo man auch merkt, was die Unterstützung ist, die man braucht. Vielleicht gar nicht der Babysitter, der abends mal kommt, damit man ins Kino gehen kann. Sondern einfach jemand, der mal da ist und mal abspült. Das ist auf jeden Fall eine Riesenunterstützung. Und sonst haben wir auch eine sehr gute Freundin, die direkt gegenüber wohnt und z.B. bei mir eine Vorlesungszeit übernommen hat, die wir nicht decken konnten. Da haben wir auch gemerkt, wenn es wirklich so einen Termin gibt, den man pro Woche hat und an dem man Unterstützung braucht, dann ist da auch eine sehr schöne Regelmäßigkeit drin. Seitdem die Uni nicht mehr an diesem Tag stattfindet, ist sie auch nicht mehr so oft gekommen. Also haben wir gemerkt, vielleicht ist es tatsächlich auch ganz gut, solche Routinen aufzubauen und sich regelmäßig zu treffen.

A: Für alle Parteien, ne!? Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Großen.

M: Ja, genau. Und sonst bin ich Teil von einer WhatsApp-Gruppe, die Mamadorf heißt, hier in Tempelhof. Und da ist sehr viel los, also da sind sehr viele Mütter drin. Aber das hilft auch enorm, wenn man einfach mal paar Tipps holen oder mal ein Treffen aufbauen kann. Generell treffe ich viel lieber andere Mütter, als zu Hause zu versuchen alleine klarzukommen. 

A: Und das ist auch einer privaten Sache heraus entstanden, oder ist das eine offizielle Gruppe aus Tempelhofer Müttern?

M: Das ist eine private Gruppe, die sich über nebenan.de gegründet hat. Und da merkt man auch, viele Mütter sind vielleicht alleinerziehend und freuen sich über Kontakte oder über Austausch oder dass man sich gegenseitig mal aushilft. Es ist auch eine Tausch-Gruppe daraus entstanden, wenn man Babykleidung sucht oder abzugeben hat. Und generell merke ich auch, dass Mütter unglaublich viel Zeit mit den Kindern verbringen, ganz biologisch sozusagen, auch meist viel länger Elternzeit haben und dadurch auch viel mehr Unterstützung haben wollen. 

A: Ja, schöne Sache. Austausch ist super wichtig, bei Fragen, die sich entwickeln mit dem Kind. Und ich finde auch gerade Mütter sind ja viel immer am Denken und Gucken und Optimieren und Managen. 

Wie verbringt ihr am liebsten Zeit als Familie, was macht ihr gerne zusammen?

M: Eigentlich sind wir immer auf Achse. Wir machen eigentlich jeden Tag irgendwas Neues.

Wir freuen uns auch total über neuen Input, z.B. zur Marienhöhe zu fahren, oder zum Park

Mariendorf. Im Britzer Garten sind wir auch gerne, Park am Südgelände, auch auf dem

Bose-Spielplatz. Aber auch sehr gerne nicht zwei, drei Tage hintereinander auf demselben Spielplatz. Dadurch haben wir z.B. auch gemerkt, wenn wir sagen, die gehen in der Kita nicht oft und lange genug raus mit den Kindern, dann können wir das immerhin rekompensieren. Dann machen wir umso mehr zusammen und zu viert. 

A: Also viel draußen, viel Ausflüge.

M: Genau, wir versuchen viel draußen zu sein. Das schöne Wetter zu genießen. Oder bei jedem Wetter eigentlich. Was Cooles draußen zu machen.

A: Macht ihr auch mal so Gammel-Nachmittage und guckt ihr auch schon was mit dem Großen? Und wenn ja, gibt es bestimmte Serien, die ihr gern schaut?

M: Also so einen ganzen Tag drinnen verbringen wir nie. Weil das aber auch gar nicht möglich ist mit dem Großen, weil er uns sonst an die Decke gehen würde, weil er ein sehr aktives Kind ist. Insofern sind wir eigentlich am allerliebsten draußen. Und weil wir auch finden, dass es draußen doch alles entspannter ist. Da können wir die die Energie rauslassen, die sich sonst drinnen staut, wo einem die Decke auf den Kopf fällt.

Medien gibt es bei uns tatsächlich gar nicht. Wir haben auch keinen Fernseher und schauen auch nichts mit den Kindern. Also auch keine Videos, kein YouTube. Wir hören Musik. Z.B. diese Unter meinem Bett-CDs, die ganz toll sind für Kinder. Oder auch generell einfach Kinderlieder, das klappt super. Und wir merken auch, dadurch, dass wir selbst keinen Fernseher haben, kommt man auch nicht so in Versuchung, den anzuschalten, um Beschäftigung zu ermöglichen. Aber wir haben natürlich trotzdem unsere Handys und da ist er schon sehr, sehr interessiert. Und möchte eigentlich auch selbst ein Handy haben. Und möchte damit auch gern z.B. Fotos machen. Aber das ist so das Maximum. Bislang geht das ganz gut.

A: Und auch, wenn er bei Oma und Opa oder bei wem anders ist, hat er da Interesse am Fernsehen? Oder durch andere Kinder, von denen er hört, die gucken Peppa Wutz oder sowas. Dass er vielleicht sagt, ich möchte auch!?

M: Noch gar nicht. Er hat dafür auch noch gar nicht so einen Blick, glaub ich. Weil er das mit seinen zweieinhalb Jahren noch nicht so ganz wahrnimmt. Aber es interessiert und fasziniert ihn natürlich schon, wenn irgendwo ein Fernseher läuft oder Werbung oder so. Da reizt es ihn schon enorm. Ich denke auch, wenn wir es bei uns zuhause nicht haben, dann ist es für uns schon mal die Hauptsache. Und was wir z.B. auch gemerkt haben, zum Zähne putzen hatten wir z.B. ein paar Mal ein Video angemacht, ein Lied angemacht. Und dann wollte er danach noch ein Lied hören oder wollte doch ein anderes oder doch das oder das. Es war dann schließlich doch mehr Stress und hat doch nicht den Effekt gehabt, den wir uns erhofft haben. Deswegen war das leider auch schnell wieder vorbei.

A: Das glaub ich. Und gibt es, z.B. beim Zähneputzen, typische Streitsituationen bei euch, entweder in der Partnerschaft oder mit dem Kind? Situationen, von denen man weiß, das sind schwierige Momente?

M: Also was ich merke ist, dass es in Wellen kommt. Also wenn bei dem Großen was vorgefallen ist, es Stress gab oder es generell einfach eine stressige Zeit ist, wenn z.B. das Geschwisterkind kommt. Dann baut sich so eine Stresssituation auf, dass er gestresster ist und wir dadurch natürlich dann auch schnell genervter sind, wenn er nicht mitmacht, dass es dann ewig dauert, wenn er zum Beispiel nicht essen will. Und dass es dann auch immer etwas braucht, bis alles wieder ruhig ist. Aber es sind jetzt nicht so ganz konkrete Situationen, die sich immer wiederholen. Dann versuchen wir auch eher, diese zu umschiffen. Also wenn ich merke, er will jetzt immer drinnen Ball spielen, und das möchte ich nicht, weil es zu laut ist, dann würde ich den Ball einfach wegpacken, bevor immer wieder die gleiche Situation auftritt.

A: Und in der Partnerschaft, gerade auch bei solchen Maßnahmen, seid ihr euch einig? Oder gibt es da oft Streitigkeiten so im Miteinander als Eltern?

M: Da merken wir schon, dass es wichtig ist, auch untereinander nochmal zu reden. Auch wenn es schwierig ist, wenn der Tag dann einfach so lang ist. Der Große geht meistens auch erst frühestens um neun Uhr schlafen, sodass dann gar nicht so viel Zeit da ist, sich als Paar nochmal zu besprechen. Ich glaube das ist oft so die Schwierigkeit. Dass mit Kindern gar nicht mehr so viel Freiraum ist, um Konflikte vielleicht auch mal auszutragen, oder Sachen wirklich zu Ende zu diskutieren, während beide noch wach und fit sind, nicht einschlafen oder lieber schlafen würden. Das kann dann immer mal zu Spannungen führen. Und wir sind auch immer mal uneins. Aber meistens tragen wir das schon beide mit.

A: Und, was tut ihr euch so Gutes? Was sind so eure Erholungsrezepte im Alltag zwischendrin? Habt ihr da so typische Sachen, die gut funktionieren, um Kraft zu tanken?

M: Früh schlafen gehen ist z.B. ein gutes Erholungsrezept. [lacht] Ja, wir merken schon, wenn der Große um neun, halb zehn schlafen geht, dann schläft man selbst fast mit ein, oder schläft tatsächlich mit, oder der Abend beginnt erst um zehn, mit allem, mit Spülen und aufräumen, Zeit für sich auch haben. Daher ist es für uns auch wichtig, zu gucken, wie können wir uns abwechseln und uns aufteilen. Kann einer gehen und der andere schon mal die Küche machen z.B. Klappt nicht immer so, wie man das gern hätte. Und jetzt gerade mit dem kleinen Kind ist auch nochmal eine andere Ruhe eingekehrt, weil wir eben beide nicht arbeiten, beide Elternzeit haben, und wir dann mittags mal Essen bestellen, oder mal Eis essen gehen ohne den Großen, oder auch selbst gucken, wie wir die Zeit für uns selbst nutzen können.

A: Ich weiß, ihr wollt auch in den Urlaub fahren. Das ist ja auch eine Kraftquelle wahrscheinlich. Darf ich fragen, was ihr da jetzt für Pläne habt?

M: Urlaub mit Kindern war ja jetzt auch nicht immer so ganz entspannt, muss man ja sagen. Im ersten Jahr sind wir mit dem Auto meiner Eltern nach Usedom gefahren und waren da in einer Ferienwohnung. Und an der Mecklenburgischen Seenplatte. Letztes Jahr haben wir eine Fahrradtour auf Rügen gemacht und sind wir mit dem Zug hingefahren, das hat sehr gut geklappt. Aber es war auch immer anstrengend. Jetzt fahren wir mit dem Zug nach München und von da mit dem Nachtzug nach Mailand und dann in die Nähe von Genua an den Strand. Und sind mal sehr gespannt, wie wir die zwei Wochen da zu viert verbringen.

A: Schön! Die Anreise ist ja auch schon lang, auch schon das erste Abenteuer.

M: Genau, ist schon ein erstes Abenteuer. Aber wir sind auch sehr reiselustig und freuen uns jetzt enorm, dass es hoffentlich klappt. Wir haben auch die Zeit mit Corona als sehr einschränkend empfunden, wenn man selbst davor viel gereist ist.

Aber was ich z.B. auch merke: Nach der Geburt von meinem ersten Kind habe ich mit dem Master angefangen und bin jetzt fast fertig und brauche nur noch die Masterarbeit. Was ich also auch als Kraftquelle genutzt habe, war die Corona-Zeit, was irgendwie komisch klingt. Aber allein dadurch, dass ich keine Anfahrt zur Universität hatte, habe ich mir unglaublich viel Zeit gespart und dadurch, dass alles über Zoom war, war es extrem flexibel, auch jetzt in der Schwangerschaft. So konnte ich die Ausbildung so gut weitermachen, trotz Kind, wie ich es mir nie vorgestellt hätte. Also das hat auch sehr gut geklappt. 

A: Schön! Es muss ja auch positive Seiten haben, ne!?

M: Auf jeden Fall, muss man wirklich sagen! Wir haben als Familie auf jeden Fall enorm viel Zeit gewonnen. Dadurch, dass mein Mann dann im Homeoffice war, die Hin- und Rückfahrt nicht hatte, die Mittagspause über zuhause war, haben wir täglich zwei Stunden mehr Zeit zusammen verbracht.

A: Und er konnte auch gut arbeiten zuhause, das hat geklappt?

M: Genau. Während des zweiten Lockdowns hatten wir sechs Wochen lang keine Kita, waren damit ja aber auch noch super gesegnet, dass danach gleich wieder Kita war. Durch die Systemrelevanz zwar nicht, aber durch meine Schwangerschaft hat die Kindertagespflege das dann als besondere Belastung anerkannt, sodass wir unser Kind dann gleich im März wieder in die Kita geben konnten. Dadurch war die Zeit nicht so lange. Aber die Zeit, in der wir beide hier waren, gearbeitet haben, Universität und keine Kita, war schon eine extreme Belastung, eine richtige Extremsituation. Weil der Große auch am liebsten bei Papa sein wollte, wenn Papa gearbeitet hat, oder am liebsten bei Mama sein wollte, wenn Mama gearbeitet hat. Das war schon sehr durchwachsen. Dabei haben wir gemerkt, es wäre schon super hilfreich gewesen, wenn man einfach einen Ort gehabt hätte, wo man hätte hingehen können, und sei es in der Nachbarwohnung mit Internet. Um einfach fix zu haben, man ist weg, man arbeitet jetzt. Und nicht immer alles zu hören, direkt hinter der Tür und die Tür ist zu.

A: Ja, das ist in dem Alter auch schwierig, ne!? Das Verständnis dann, Mama und Papa sind doch da, wieso nicht für mich!?

Und würdest du sagen, jetzt gerade auch in dieser engen Zeit zusammen, oder dieser Extremsituation, es gibt irgendwas, was du von dem Großen lernst? Was du dir abgucken kannst so als Erwachsener?

M: Ich habe mal gehört, dass es schön ist, wenn Kinder aufwachsen und man lernt, wie sie die Welt sehen. Dass man die Kinder aufwachsen sieht und dadurch was Neues lernt. Das fang ich jetzt an zu verstehen. Z.B. war ja jetzt Bundestagswahl und wir haben gesagt, wir gehen wählen. Er hat es aber natürlich überhaupt nicht begreifen können, was ist diese Wahl und was bedeutet es, wählen zu gehen. Unser Wahllokal war in einer Schule, also haben wir gesagt, wir gehen in die Schule wählen. Und dann hat er gesagt „Ah. Schule. Wählen.“ So nach dem Motto, in der Schule wählt man. Da freu ich mich jetzt auch total drauf, je mehr er jetzt auch kognitiv mitbekommt, zu gucken, wie erklärt man ihm die Welt, unser Land, unsere Stadt, unsere Sprache. Mit dem Urlaub jetzt bin ich z.B. ganz neugierig, wie es auf ihn wirkt, wenn Leute Italienisch sprechen und er es nicht versteht. Dabei lerne ich auch enorm viel von ihm darüber, wie er sich die Welt so zusammenstellt.

A: Das stimmt. Und dann hätte ich noch eine abschließende Frage: Wenn du anderen Eltern einen Tipp geben dürftest, was wäre das?

M: Für uns ist es wichtig zu gucken, was unser Modell ist. Wie wollen wir unsere Zeit gestalten, was ist uns wichtig. Also nicht immer zu gucken, bei den anderen Familien ist das so und die machen das so, zu hören, da geht das Kind um sieben schlafen und dann aber zu hören, oh es steht aber auch um fünf auf. Das ist dann auch nicht ideal. Sondern einfach zu gucken, was ist der Weg, den wir für uns gehen können, ohne sich dabei viel zu vergleichen.

 

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Hier gibt es weitere Familieninterviwes:

Daniel

Sarah Teil 1 und Sarah Teil 2 

 

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